Am 9. Mai machte ich mich auf den Weg mit der guten Rosenschere, einer Klappkiste und einem Sammelkörbchen, fernab vom Getümmel von Mensch und Zivilisation. Schon von weitem lud mich dieser weiß leuchtende Busch ein, doch vorbeizukommen, um den Geschichten zu lauschen.
Ich bog ab, stellte das Auto an den Anfang des Feldweges. Es war warm, viel zu warm für diese Jahreszeit. Das Thermometer zeigte 26 Grad. Die Sonne brannte vom Himmel und schon nach kurzer Zeit wehte mir ein besonderer Duft entgegen. Der Weißdornbusch war eine Blüte, von oben bis unten, von links bis rechts.
Aus dem Stöbern unzähliger Kräuterbücher wusste ich, wer mich erwartete: "Hagazussa", die Zaunreiterin, welche haust in diesem lebenden Zaun, im Hag. Das Zwischenwesen, das sich versteckt im Gebüsch, das die Sprachen versteht von Pflanze, Mensch und Tier, unter ihnen vermittelt und ihr Wissen preisgibt.
Ich stand vor diesem Gebüsch, sah mir die Zweige an, bestückt von zartweißen Blütenbüscheln. Anfangs hörte ich nur das Autogerausche aus der Ferne, bis ich eintauchte in die Anderswelt. Ich war eine Sammlerin wie es viele waren lange vor meiner Zeit.
Schon bald waren alle weltlichen Geräusche verschwunden und ich hörte es summen und brummen, flügeln und flattern.
| Adonislibelle |
Hier konnte mir nichts passieren. Die Bären, die sich gern aufhalten in dieser Gegend, gerade jetzt, wo sie Nachwuchs haben und sich den Siedlungen nähern, war ich geschützt. Ich war innerhalb des Hags, der Dornenhecke, die mich schützt vor Wind, Wetter und Getier. Hin und wieder dachte ich an die Männer, die auf der Jagd waren. Hagazussa nickte mir zu. Sie spürte, wohin meine Gedanken gingen. Ihre Anwesenheit beruhigte mich, oder beruhigte mich die Heilwirkung des Weißdorns, des Crataegus?
Ich schickte meine Gedanken zu Hagazussa, fragte sie, ob denn nichts zu ändern wäre an dem geplanten
Autobahnbau, der genau über diesen Platz führen würde. Doch sie sah mich nur an und zuckte mit den Schultern.
Ohne eine Antwort erhalten zu haben hörte ich es plötzlich knattern. Direkt neben mir kam ein Gefährt zu stehen. Eine Stimme rief:
"Was machst du hier?"
Schon war der Zauber verflogen. Ein Bauer, der nebenan sein Feld bewirtschaftete, musste mich beobachtet haben.
"Ich ernte Weißdorn".
"Na meinetwegen" winkte er ab und knatterte weiter.
Meine Klappkiste war gefüllt, die Finger klebrig vom Blütenhonig und ich fuhr nach Hause, schichtete die geerntete Pracht in mein weltliches Dörrgerät und lasse sie dort trocknen.
Weißdorn - hilfreich bei Herzbeschwerden. Näheres ist hier zu finden: Weißdorn - Wirkungsweise, Anwendungsmöglichkeiten
-In diesem Jahr 3 Wochen früher geerntet als im vorigen-


Kommentare
wunderschön ist Deine Geschichte vom Weißdorn und Deine Bilder ebenfalls. Da muss ich doch nächste Mal, wenn ich an einem Weißdornbusch vorbeikomme. Vielleicht ruft mich dann auch jemand.
Liebe Grüße
Jutta
Mir ist das unerklärlich, wie dumm die Menschheit ist!
Lieben Gruss, Brigitte
Danke, dass du uns ein Stück auf deinem Weg in die Anderswelt mitgenommen hast. Im Gegensatz zu früheren Zeiten überwiegt heute ja das Stärkende in der Kommunikation gegenüber der Angst vor der Rache der Elfen und Zwerge. Ich fragte einmal den Pflanzengeist in der Fenchelstaude, ob er mir raten könnte, was ich gegen das scharren der fremden Katzen in meinem Gemüsebeet unternehmen
könnte und hatte die Eingebung einen Bergkristall im Beet zu vergraben. Ich tat es und dann war Ruhe. Vielleicht sollten wir uns mit diesen Wesen viel mehr verbünden, sie um Unterstützung bitten und sehen, was dann passiert.
Apropos Weißdorn, er ist der nächste im Keltischen Baumkreis und ich werde gerne da anknüpfen, wo du so anschaulich über ihn berichtest.
Liebe Grüße und gutes Gelingen mit Weißdorn und Co.!
Elisabeth
Elisabeth - toll, was dir die Fenchelstaude mitgeteilt hat. Einen wunderbaren Bergkristall hätte ich hier auch noch stehen, sollte mir ein Pflanzengeist derartige Vorschläge machen... Unser Kater lässt zum Glück die Beete und Pflanzen zufrieden.
Es ist schon eigenartig. Oft, wenn ich von dir Postings bekomme, hatte ich so um die Zeit herum die gleichen oder ähnliche Eingebungen. zum Beispiel heute guckte ich mir all die Wildkräuter rings um unser Grunstück an. Ich machte mir Gedanken um ihre Verbreitung und war froh, dass sie hier alle so zu hauf wachsen. Ich dachte darüber nach, dass alles nichts nützt, sie auszurotten, kein Ausreißen, Verbrennen, Vergiften - sie kommen wieder. Und das ist auch gut so...
Wie schön, dass bei den Kelten der Weißdorn jetzt auch drankommt. Bin schon gespannt...
Euch allen noch einen schönen Sonntag
LG Heidi