Wegwartenrettung - 3. und letzter Teil






Ich will es kurz machen: Sie ist nicht mehr, die Gute.

Zur Belohnung für euch fleißige Leserinnen ein paar blühende Fotos aus meinem letztjährigen Bestand.

Vier ihrer Stängel stecken im Blumen-Planztopf und trocknen so langsam vor sich hin, der fünfte liegt an seinem Geburtsort, umgefallen.



Wie alles kam? Tja, eines abends klingelte es an der Haustür. Ein Junge aus der Nachbarschaft wollte unsere Enkeltochter besuchen. Da ich weiß, mit welchem Knäblein ich es hier zu tun habe, guckte ich zur blauen Schönheit: weg war sie. Umgenietet mit Stumpf und Stiel.

Ich hatte den Jungen vor ein paar Tagen gebeten, doch diese eine Blume stehen zu lassen. "Klar" hat er gesagt, aber nun: Er hatte ein niegel-nagelneues Mountainbike, wollte es stolz unserer Enkeltochter vorstellen. Da war so ein fünfstrünkiges Gewächs ein gutes Ziel für seine Fahrkünste. Immer rauf auf den Deich und schräg wieder runter, was das Zeug hielt.

Am ersten Tag war ich ziemlich geplättet. Inzwischen hab ich mich erholt und mich mit dem Burschen versöhnt.

Es ist ja nun etwa14 Tage her, dass der Deich gemäht wurde und was soll ich euch sagen: Nebenbei stehen zwei neue Wegwarten-Pflanzen, nicht so kräftig wie diese, aber immerhin. Die hatte ich vorher noch gar nicht entdeckt, als noch die langen Gräser vor sich hin wogten. Sie sind schon ein Stück gewachsen und Blütenansätze sind auch schon zu sehen.

neues Leben
Nun frage ich mich: 'hätte ich die Pflanze stehen lassen sollen, sie einfach abmähen lassen?" Vielleicht wäre sie auch schon wieder ein ganzes Stück neu gesprossen. Wer weiß?

Kommentare

Jutta hat gesagt…
Liebe Heidi,

das Ende Deiner Geschichte berührt mich sehr. Bei soviel gnadenloser Gleichgültigkeit kann man nur machtlos daneben stehen. Aber vielleicht kommt sie ja im nächsten Jahr wieder. Die Natur ist stärker als man denkt.
Dein Kampf war trotzdem nicht umsonst, daran glaube ich ganz fest.

Liebe Grüße
Jutta
Bine hat gesagt…
Ach wie schade! Aber dennoch...nichts ist umsonst auf dieser Welt. Auch deine Rettungsaktion nicht. Wenn die Wegwarte auch nicht überlebt hat, die Geschichte von dir über die Wegwarte hat mir etwas gegeben und bestimmt vielen anderen auch. Und im nächsten Jahr gibt es sicher wieder eine Wegwarte!
Liebe Grüße
Bine
mama-niki hat gesagt…
Liebe Heidi, deine Geschichte der Wegwarte habe ich mit Spannung verfolgt. Ihr trauriges Ende wundert mich micht - leider - weil ich auch so einen kleinen Berseker zu Hause habe und darum auch irgendwie den Reiz, den deine Wegwarte auf ihn ausübte, nachvollziehen kann aber keinesfalls gutheiße. Das bekommt unser Zwergenkönig auch oft genug unter seine Ignorantennase gerieben, hört aber störrischer Weise immer weg. Plöpp, auf einmal hat der Junge keine Ohren mehr *seufz*. Mich tröstet dann meist der Gedanke: "Und die Natur ist doch stärker als du, mein Burschi!"
Deiner Wegwarte und dir wünsche ich jedenfalls alles Gute.
LG niki
Elisabeth Firsching hat gesagt…
vierzig Jahre später: " Da war diese liebe Frau, die mir versucht hat dieses damals so unnütze Kraut näherzubringen, ich habs extra umgemäht. Sollte sie doch sehen, dass wir Jungen zeigen, wo´s lang geht in der Welt. Heute bin ich schlauer. Wenn sie nicht gewesen wäre, wer weiß, gäbe es diese Erfindung nicht. Wie hieß sie doch gleich? Heidi, glaube ich, sie sprach immer von Heilkräutern und irgendwo in einem Winkel meines Gehirns hakte das ein und ein Prozess begann zu laufen".
Wer weiß, wozu das alles gut war, wir wissen so wenig davon, was wir auslösen, aber alles, was von Herzen kommt hat eine positive Auswirkung. Davon bin ich zutiefst überzeugt :-)))))

Und vielleicht gibts ja in ein paar Jahren eine Überraschung....
Mich berührt das sehr, dass du einer einzelnen "wertlosen" Pflanze dein Herz geschenkt hast!

LG Elisabeth
Brigitte hat gesagt…
Tja, da will ich mich Elisabeth Firsching anschließen. Obwohl ich da um einiges härter bin. Denn ich denke, es besteht keine Notwendigkeit eine Pflanze einfach umzufahren, etwas umzuhauen. Der etwas gnadenlosen Umgang der Kinder mit der Natur, der gibt mir, ehrlich gesagt, schon etwas zu denken. Und ich frage mich da immer, ob die Kinder keine Eltern haben, die ihnen etwas beibringen. Oder ist's mal wieder cool, genau das Gegenteil von dem zu tun, um das man gebeten wurde.

Lieben Gruss auf jeden Fall dir, die du dich so bemüht hast, Brigitte
Friesenfan hat gesagt…
Nicht jedes Kind hat die Liebe zu Pflanzen - welche auch immer - von Beginn an in sich aber manchmal kommt's doch noch - später - viel später. Man muss es den Kleinen nur immer wieder mal vorbeten... und irgendwann keim und wächst es auch so wie Deine neuen Wegwarten. Allerdings ... so manches Mal muss man sich nur die Eltern angucken - viele gehen einfach ignorant durch die Welt und so eine Wegwarte wird schlicht und einfach übersehen.
Übrigens habe ich Dein Orangen-Holler-Gelee gemacht und es schmeckt supertoll. Danke für's Rezept!
Liebe Grüße