Totensonntag

Totensonntag - Ewigkeitssonntag, der letzte Sonntag im Kirchenjahr.


Ich hab mich auf den Weg gemacht, 100 km Richtung Westen, immer weiter, bis die Besiedlung spärlicher wird, bis die Weite kommt, der Horizont zum Greifen ist, ringsum.

Kopfweiden

Früher die große weite Welt, heute das Ende der Welt


Ich fuhr zum Ort meiner Kindheit, dort wo die kleine Dorfkapelle steht, die Gräber, Gräber der Dorfbewohner, Gräber russischer Kriegsgefangener, Gedenksteine Gefallener aus den Kriegen.

rechts und links des Weges Grabplatten gefallener Zwangsarbeiter





Die Kirche war gefüllt bis auf den letzten Platz. Am Ende wurde ich herzlich begrüßt von einigen Bewohnern. Ein Bauer streichelte meine Wange: "Weißt du noch Heidi, du und dein Bruder, wie ihr Milch geholt habt?" "Na klar, weiß ich das noch, 50 Pfennig der Liter".
Die Kindheit hat mich eingeholt. Sie hat mich eingehüllt an diesem Tag. Gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft habe ich getrauert um Angehörige.

Dann bin ich weitergefahren in den Wald meiner Kindheit. Dort gab es mystische Orte wie die Kronskaark oder den Jungfernberg. Gruselgeschichten haben wir uns erzählt nach dem Blaubeersammeln,damals.

Ich bog kurzentschlossen linksrum, dort wo die Kronskaark ist, ein Grab vor langer Zeit.

Doch ich habs nicht mehr gefunden. Die Wege überwuchert. Es wurde schummrig und ich machte mich wieder auf den Weg nach Hause.

Unterwegs überschwemmte Wiesen und Weiden. Einen Storch habe ich gesichtet, Greifvögel jede Menge und Reiher. Keine Graureiher, schneeweiße Reiher, jede Menge.



Es war ein Tag des Abschied nehmens.

Und ich hüte den Schatz in mir, den Schatz Kindheit, den Ort meiner Kindheit und ich fühle Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber, die mir diese Kindheit gegeben haben.

Kommentare

Jutta hat gesagt…
Liebe Heidi,

Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Du hast Deine "Heimreise" wunderschön beschrieben. So ähnlich würde es mir auch gehen.

Ich wünsche Dir einen schönen Start in die neue Woche.

Liebe Grüße
Jutta
Heidi hat gesagt…
Liebe Jutta,
danke für Deine Worte.
Es war ein besonderer Tag gestern, voller Wehmut, Traurigkeit, Rückbesinnung. Ich bin froh, dass ich allein gefahren bin, ohne Ablenkung.
Die Woche wird schön werden, ich bastel nämlich Fenstersterne, der 1. Advent rückt näher und damit auch das Licht.
LG Heidi
Elisabeth Firsching hat gesagt…
Liebe Heidi,
Das Wetter schien sich ja dem Anlass gehörig anzupassen, da kommen die traurigen Gedanken auch leichter zum Vorschein. Ich wünsche Dir und auch uns mal zwischendurch ein wenig Sonnenschein um die Mittagszeit!!
Diese Kopfweiden gibt es in Österreich nirgendwo, aber ich kenne sie aus Ungarn, wo ich herstamme. Dort gehören sie in manchen Landstrichen zum charakteristischen Landschaftsbild und ich finde den Kontrast zwischen den alten, dicken Stämmen und den dünnen Zweigen der vollen Kronen so reizvoll!

Ganz liebe Grüße in den Norden
Elisabeth
Heidi hat gesagt…
Elisabeth - hier bei uns am Ufer wachsen auch Weiden wie wild. Und ich mach mir Gedanken darüber, wie vielfältig sie früher eingesetzt wurden. Aus den langen Ruten wurden und werden Körbe und Zäune hergestellt, ich hab mal ein Weidentipi für die Kinder gemacht - genial, sag ich dir. Dann steckt ja in der Rinde Salicylsäure drin, hilft also gegen Schmerzen jeglicher Art (denk mal an Spalt-Tabletten) und die Rinde schmeckt auch so.
Und ich bin am Überlegen, demnächst einen Korbflechtkurs mitzumachen.
-Hier gabs gestern übrigens den ersten Schneeregen was unsere jüngste Mitbewohnerin in Jubelschreie verfallen ließ... :-)
LG Heidi
Liebe Heidi, berührend fand ich Deinen Vergangenheitsbesuch. Auch wenn er bei mir ganz anders aussähe... Aber es hat mir sehr gefallen, wie Du das beschrieben hast! - Ich bin ja eher froh, dass der November bald vorbei ist.
Die Kopfweiden find ich toll, damit würde ich gerne was flechten! Ideen hätt ich mehr als genug.

Viele liebe Grüße von Anemone und bis bald!
Heidi hat gesagt…
Liebe Anemone. Vielen Dank für Deine Worte. Viele Menschen sind froh, wenn der November erst vorbei ist. Ich eigentlich nicht. Warum? Weil ich in diesem Monat geboren bin. Deshalb mag ich ihn irgendwie.
Liebe Grüße Heidi
Heidi hat gesagt…
Das soll mein süßes Geheimnis bleiben, jedenfalls für die Weltöffentlichkeit :-)

LG Heidi
Helga Trost hat gesagt…
So schön hast Du das beschrieben, man kann die Gefühle direkt erspüren. Ich wünsche Dir eine schöne und stressfreie Vorweihnachtszeit. War schön bei Dir zu stöbern. Liebe Grüße Helga

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