Ich hab eine Geschichte zu erzählen. Angefangen in der Kindheit verwebt sich Erlebtes bis zum heutigen Tage.
Protagonisten sind eine Keksdose, "Nöt" oder auf Hochdeutsch "Nüsse", genauer gesagt "Haselnüsse" und Kekse, genauer Haselnusskekse.
Mein Weg führt mich mehrmals wöchentlich zu meinem 84 jährigen Nachbarn. Er ist Obstbauer, lebt in einem Altenteiler-Bungalow in Sichtweite, zusammen mit seiner Frau. Beide sind so wunderbare Menschen. Neulich kam ich dort auf den Hof, als die Bauersfrau höchst aktiv in ihrem silberfarbenen Auto zugange war. Sie putzte flink wie ein Wiesel die Fensterscheiben "Für drinnen bin ich zuständig, für draußen mein Mann".
Klasse hab ich gedacht. Mein Auto bräuchte auch so aktive Menschen.
Ich wollte also meine geliebten Äpfel, Marke Elstar, holen. Der Alte fragt jedes Mal "Wat mokt die Deern" Die Deern ist unsere Enkeltochter. In den Ferien ist sie die Apfelholerin. Jedes Mal bekomme ich einen rotbackigen Apfel für die Deern.
Der Alte fragte mich "Willst Nöt hebben?" "Jo, will ik!" "Mötst ober sülms opsammeln". "Klar".
Als Enkeltöchterchen mit Freundin wenige Tage später zwei große Tüten Elstar nach Hause schleppten, trugen sie einen Karton, voller Nöt. Haselnüsse vom Feinsten. Hat doch der Alte Mann den Buckel krumm gemacht und die Nüsse für mich aufgesammelt. Ich hatte ja ein schlechtes Gewissen, muss ich zugeben.
Inzwischen sind die Nöt auseinandergepult, geknackt und auch umgewandelt in Kekse, Tolles Rezept, ich hab bereits die 3. Partie gebacken.
Ich muss noch mal rüber zum Alten, mich bedanken und ihm ein Geschenk bringen. Kekse - da weiß ich nicht. Die Nüsse sind ein wenig grob gemahlen und ob das Gebiss mit diesem groben Zeugs einverstanden ist, weiß ich nicht so recht.
Und wo sind die Kekse jetzt?
Hier drin.
Ist sie nicht wunderschön? Dieses gute Stück stammt aus meinem Elternhaus. Wir hatten eine Bäckerei. Zweimal jährlich kam ein gepflegter Mann in Schlips und Kragen -außerordentlich ungewöhnlich in unserem kleinen Moordorf. Da musste schon etwas besonderes passiert sein, Hochzeit oder Beerdigung, aber der Mann war Vertreter der Keksfirma Bahlsen. Er zauberte erst einmal ein besonderes Tablett aus seinem Vertreter-Koffer, dann die Keksneuheiten. Gerade jetzt fällt mir die Kekssorte "Nuss-Pangani" ein. War damals brandneu. Die waren so lecker, schmeckten nach Haselnüssen und waren lecker mürbe.- Ich habe den Duft der Haselnüsse urplötzlich in der Nase.- Auf diesem Tablett wurden dann die unterschiedlichsten Kekse drappiert. Meine Mutter kochte einen Kaffee und dann saßen wir in der guten Stube.
Bei diesem erwähnten Besuch, es war kurz vor Weihnachten, bekam meine Mutter die Keksdose geschenkt. Ich habe mich über dieses Erbstück ganz besonders gefreut, denke ich doch immer gern an die Zeit zurück, als alles noch ein wenig anders war als heute.
Und nun sind meine Nuss-Pangani drin.
Und da ich mich nicht beherrschen konnte, sind inzwischen einige Kekssorten dazugekommen.
Kommentare
Liebe Grüße,
Michaela
Liebe Grüße
Anne
Deine Art zu erzählen ist irgendwie besonders und ich freue mich immer, wenn Du uns so völlig unbekannte Leser teilhaben lässt, was und wer Dir begegnet.
Wünsch dir noch eine schöne Zeit und viele gemütliche Stunden bei Keks und Kerzenschein
Elisabeth
Sehr lecker sehen deine Plätzchen aus!
Liebe Grüße, Brigitte
Es tut gut davon zu lesen, daß es noch solche natürlichen und herzlichen Begegnungen gibt.
Es ist mutmachend davon zu lesen, daß es Menschen mit 80 Jahren gibt, die selbstverständlich und vital ihr Leben leben.
Gefällt mir sehr, sehr gut.
... von den Keksen würde ich gerne naschen, die sehen so lecker aus und die Keksdose steht ihnen ausgesprochen gut.
Ist Dein Keks-Rezept ein geheimes Familienrezept oder darf frau es erfahren?
Vielen Dank für diesen schönen Beitrag.
Herzlichst Christine
lg kathrin
Ihr glaubt es nicht. Ich bin dem Keks-Back-Wahn verfallen. Keine Ahnung, die wievielte Partie ich schon aus dem Ofen geholt habe.
Jetzt ist die Sorte "Engelsauge" dran.
Da ich nächste Woche Geburtstag habe, werde ich zu einer Keksparty laden. Torte is nich...
LG Heidi
also sie freuen sich ganz bestimmt über die feinen Plätzchen, sie können sie doch notfalls in Kaffee oder Tee tunken! Das wäre das schönste Dankeschön.
Mein erster Butterplätzchenteig (1,2 kg) ruht draußen im Kalten über Nacht, morgen ist er dran.
Und ja,deine Geschichten find ich auch immer ganz niedlich.
Liebe Grüße von Doris
Und auch die dazu passende Geschichte gefällt mir sehr gut. Schön, dass es bei Euch noch solche Nachbarschaften gibt, bei uns in der Stadt ist das schon schwieriger. Und wenn man bei dieser Gelegenheit auch noch Platt schnacken kann, so macht das das Ganze noch runder.
Eine schöne Adventszeit und weiterhin viel Spass beim Backen
wünscht Dir und Deiner Familie
mit lieben Grüsse
Brigitte die Weserkrabbe
LG
Manu